Falls die Gemeinde Gründau nicht doch noch den Klageweg einschlägt, wird wohl das „Ärztehaus“ in Lieblos gebaut. Was auf den ersten Blick wie eine gute Nachricht für Lieblos und ganz Gründau aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Mogelpackung mit überschaubarem Mehrwert. Tatsächlich ist aus dem zunächst geplanten Ärztehaus zwischenzeitlich ein Wohnhaus mit Arztpraxen geworden, mit auf Kante genähter Parkfläche, auf engstem Raum eingezwängt und ohne Erweiterungsmöglichkeiten für die Zukunft. Mit Unverständnis hat die CDU Gründau daher die Genehmigung des Projektes durch das Bauamt des MKK zur Kenntnis genommen, das sich schließlich über den Willen der Gemeindegremien hinweggesetzt und deren Bedenken einfach ignoriert hat.
Abgesehen davon, dass das Gebäude just am meist frequentierten Verkehrsknotenpunkt von Lieblos positioniert werden soll, bleibt außerdem die Feststellung, dass das ursprünglich als zukunftsweisendes Projekt gelobte Ärztehaus längst seinen Glanz verloren hat, denn es werden lediglich zwei Hausärzte aus Rothenbergen und Niedergründau sowie ein Kinderarzt aus Langenselbold in das neue Domizil verlagert.
Dies alles ist auch ein Schlag ins Kontor für die dezentrale Hausarztversorgung in Gründau, denn plötzlich wird der Versorgungsbereich Rothenbergen und Niedergründau durch den Weggang der Ärzte nach Lieblos ohne Not weiter ausgedünnt, auch wenn die Motive der betroffenen Gründauer Ärzte – im Wesentlichen mit Blick auf die Barrierefreiheit der vorhandenen Praxisräume – durchaus nachvollziehbar sind.
Es reift also die Erkenntnis, dass mit viel Tamtam und allen Widerständen zum Trotz ein fragwürdiges Projekt an einem umstrittenen Standort durchgeboxt wurde, das an anderer Stelle in Gründau einen deutlich größeren langfristigen Nutzen hätte entfalten können. Schade, dass die Verwaltung um Bürgermeister Helfrich diese Chance nicht frühzeitig erkannte. Stattdessen wurden die Weichen in Richtung Lieblos bereits vor Jahren gestellt, denn den Standort an der Alten Gärtnerei hatte die Gemeinde selbst den Investoren gegenüber vorgeschlagen (siehe regionale Presse vom 9.2.2017).
Nicht nachvollziehbar bleibt allerdings, dass auf die Bedenken der Gemeindegremien mit Unverständnis und ohne Gestaltungswillen reagiert wurde, statt gemeinsam und konstruktiv nach möglichen Alternativen zu suchen. Gemeinsam wäre mehr für Gründau möglich gewesen.
Die Gründauer CDU unterstützt prinzipiell intelligente und zukunftsorientierte Konzepte für Ärztehäuser, auch und gerade zum Wohle der Gründauer Bürgerinnen und Bürger. Der geplante Bau in Lieblos gehört definitiv nicht dazu; er ist in allen Belangen ein fauler Kompromiss, zumal er an einem ungeeigneten Standort realisiert werden soll.
Diese Bedenken hat die CDU immer wieder geäußert und ihre Zustimmung in den jeweiligen Gremien mit hinreichender Begründung konsequenterweise verweigert
Es drängt sich also der Eindruck auf, dass den Investoren um jeden Preis alles Recht gemacht wird, ohne die Interessen und Einwände der Bürger und das Gemeinwohl angemessen zu berücksichtigen.